Gesetzeslage
Seit Oktober 2017 ist nach der Neufassung der technischen Norm VDE 0100-551 das Anschließen steckbarer Photovoltaikgeräte nun in den normalen Haushaltsstromkreis offiziell erlaubt. Allerdings sind noch einige andere Punkte ungeklärt. Dazu Marcus Viezke im Interview im pv magazine (27.10.2017): "Zum einen läuft bei dem Gremium der VDE 0298-4 seit Juni eine Anfrage bezüglich einer Bagatellgrenze. Zum anderen werden in den nächsten Monaten fast eintausend Einsprüche auf die VDE-AR-N 4105: 2017-07 verhandelt. Dabei wird es darum gehen, ob die Netzbetreiber im FNN bereit sind, den EU Netzkodex 2016/631, in Form eines vereinfachten Meldeverfahrens umzusetzen. Dieser impliziert für Anlagen bis 800 Watt vereinfachte Regelungen. Dazu kommt die Neuerstellung einer Produktnorm für diese Geräteklasse, die von der DGS beantragt wurde".
Das Potential von Mini-PV-Anlagen rechtfertigt weiterhin, dass wir als Bürger Druck auf die Regierung ausüben und das Thema nicht im Sande verlaufen lassen! Derzeit entsteht eine neue VDE-Norm, die sich auf Plug-In Module bezieht und 2017 in Kraft treten wird. Aktuell sieht diese jedoch wie oben erwähnt keine Bagatellgrenze vor, wie es in anderen Ländern längst üblich ist und das Einstecken von ein bis zwei Plug-In Modulen ohne bürokratischen Aufwand erlauben würde. Sollte diese Norm ohne Einführung einer Bagatellgrenze in Kraft treten, wird das Nutzen eines Plug-In Moduls höchstwahrscheinlich nur dann erlaubt sein, wenn es über eine besondere Steckdose ("Wieland"-Steckdose) an einem einzeln abgesicherten Stromkreis ohne zusätzliche Verbraucher betrieben wird.
Gesetzeskonformes Vorgehen
Um trotz der unklaren rechtlichen Situation auf der legalen Seite zu stehen, sollte man einige Punkte beachten:
- Der eingesetzte Wechselrichter der Anlage muss die VDE-Norm VDE-AR-N 4105 erfüllen, also über einen NA-Schutz verfügen. Dies bieten z.B. bestimmte Wechselrichter der Marken AEconversion und Letrika.
- Der Anschluss der Anlage muss dem zuständigen Netzbetreiber gemeldet werden. Dieser wird von Betreiber zu Betreiber die Einhaltung unterschiedlicher Voraussetzungen für eine Genehmigung fordern. Hierzu gehört beispielsweise eine Installation der Anlage von einem durch ihn zugelassenen Elektriker und die Verbindung nicht über eine gewöhnliche Steckdose sondern als Festanschluss.
- Es muss darauf geachtet werden, dass bei einer Überproduktion der Anlage kein Strom in das öffentliche Stromnetz eingespeist wird, da dies wiederum eine Einspeiseanmeldung erforderlich machen würde. Verhindert werden kann dieser Fall z.B. durch einen Stromzähler mit Rücklaufsperre.
- Handelt es sich bei der Wohnsituation, in der ein Plug-In Modul zum Einsatz kommen soll, um ein Mietverhältnis, muss ebenfalls der Vermieter informiert werden.
Sicherheit und Risiken
Der VDE warnt beim Anschließen einer PV-Anlage an den Endstromkreis ausdrücklich vor Gefahren wie Netzüberlastung und Leitungsbrand. Diese theoretische Gefahr kann unter bestimmten Umständen tatsächlich Realität werden, wenn z.B. mehrere Hochleistungs-Verbraucher wie Fön, Waschmaschine oder Staubsauger gleichzeitig betrieben werden und die Mini-PV-Anlage Strom im Spitzenbereich produziert. Es ist jedoch kein Beispiel bekannt, bei dem diese Gefahr von einer theoretischen zu einer realen wurde. Selbst wenn vier Wasserkocher, die zusammen 18 Ampere aufbringen und drei Plug-In Module mit insgesamt 3 Ampere am selben Stromkreis angeschlossen sind und gleichzeitig betrieben werden, würde nichts passieren. Denn: die Sicherung eines Stromkreises muss etwa das 1,4-fache von dem Strom, der maximal durch die Leitung fließen darf, über zwei Stunden aushalten. Hier würde also die Leitung etwas warm werden, ein Kabelbrand wäre jedoch ebenfalls höchst unwahrscheinlich. Dass die Module über zwei Stunden konstant mit Höchstleistung Strom produzieren, ist ebenfalls sehr unrealistisch.
Fraglich ist die Versicherungsabdeckung im Falle eines Brandes oder anderer Schäden, die in Zusammenhang mit der Anlage stehen und sollte am besten mit der eigenen Haftpflicht-Versicherung besprochen werden.
Die Funktionsfähigkeit von FI-Schaltern im Hausnetz, die vor lebensgefährlichen Stromschlägen durch Fehlerströme schützen, könnte durch die Überlagerung mehrerer Wechselstromquellen beeinträchtigt werden und zu einem Ausfall führen, warnt der VDE weiterhin. Auch hier ist kein solches Beispiel bekannt. Empfohlene Wechselrichter, z.B. von AEconversion, sind zudem isoliert und fahren einen Sinus am Ausgang. Daher ist keine Einschränkung am FI-Schalter zu erwarten.
Wechselrichter, die die VDE-Norm VDE-AR-N 4105 erfüllen, prüfen stetig, ob eine Netzfrequenz vorhanden ist. Wird der Stecker der Anlage gezogen, trennt der Wechselrichter den Stromfluss sofort und es kann zu keinem Stromschlag beim Berühren des Steckers mehr kommen.
Risikovermeidung
Um das Risiko eines Schadens durch den Anschluss einer PV-Anlage an den Endstromkreis zu verringern, können eigene Schritte getroffen werden. Zunächst sollten nur Mini-PV-Module von vertrauenswürdigen Herstellern in Kombination mit einem Wechselrichter, der die Norm VDE-AR-N 4105 erfüllt, eingesetzt werden. Eine Auflistung solcher Hersteller findet sich am Ende dieses Dokuments.
Weiterhin erhöht sich die Sicherheit, wenn das Modul an eine separat abgesicherte Steckdose angeschlossen wird. Das bedeutet, dass die Steckdose per Kabel direkt mit dem Sicherungskasten verbunden ist und dort mit einer 16 Ampère-Sicherung gesichert ist. Wird nur ein einzelnes Modul mit dieser Steckdose verbunden, kann es zu keiner Überlastung des Netzes kommen. Die separate Absicherung von Außensteckdosen ist bei neueren Gebäuden Standard.
Wird die Mini-PV-Anlage zusammen mit Verbrauchern an denselben Endstromkreis angeschlossen, kann die Sicherheit erhöht werden, indem die 16 A Sicherung am Sicherungskasten gegen eine 10 A Sicherung getauscht wird und die PV-Anlage durch eine Unterverteilung mit einer 6 A Sicherung angeschlossen wird. Siehe dazu den Artikel "Guerilla PV" aus der Zeitschrift Sonnenenergie.
Kosten / Nutzen
Mini-PV-Anlagen haben überdies einen hohen ideellen Wert:
- die Unabhängigkeit von den etablierten Stromerzeugern
- die Möglichkeit Strom durch simples Einstecken in die Steckdose einfach selbst zu produzieren, auch für Menschen ohne Eigenheim
- „Steckdosenmodule“ besitzen darüber hinaus ein enormes Potential, Strom auf einfache Art und Weise in die entlegensten Winkel der Erde zu Menschen zu bringen, die nicht an die öffentliche Stromversorgung angeschlossen sind. Je mehr Mini-PV-Module gekauft werden, desto günstiger und rentabler wird die Technologie in den nächsten Jahren werden.
- Energiewende aktiv mitgestalten und ein sichtbares Statement abgeben
Weitere Informationen
HEG-Kunden, die nähere Auskünfte zu Mini-PV-Anlagen beziehen möchten oder sich sogar mal ein Modul ausleihen wollen, sind herzlich eingeladen, uns zu kontaktieren: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!